ESYSTA Produktsystem & Smart-Pen – Erfahrungsbericht

ESYSTA Pen

Das mit dem Diabetes-Tagebuch ist bei mir so eine Sache… Ich weiß, dass es super wichtig ist und doch fällt es im Alltag immer wieder unter den Tisch. Glücklicherweise schreitet die Technik heutzutage ja schnell voran und die meisten Blutzuckermessgeräte verfügen mittlerweile über Möglichkeiten, die Blutzuckerdaten auszulesen. Auch die Pumpenträger unter euch haben leicht Zugriff auf ihre Insulin-Daten, aber die Insulin-Pens blieben doch lange Zeit analog. Als ich vom ESYSTA Produktsystem der Firma Emperra erfuhr, wurde ich deshalb schnell hellhörig…

ESYSTA will nicht weniger als das Leben mit Diabetes mellitus revolutionieren. Denn nicht nur das Blutzuckermessgerät, sondern eben auch die Insulin-Pens in diesem System übertragen vollautomatisch alle Werte und ermöglichen so eine lückenlose Dokumentation. Darüber hinaus werden die übertragenen Daten über Algorithmen analysiert und ausgewertet, sodass sich der Patient und auf Wunsch auch der behandelnde Arzt schnell einen Überblick verschaffen kann. So sollen unvollständige, unleserliche und verfälschte Diabetes-Tagebücher ein Ende haben und die Therapie durch eine permanente, automatische und lückenlose Dokumentation optimiert werden. Das klingt vielversprechend.

Auf ihrer Website hatte die Firma Emperra eine dreimonatige kostenlose Testphase angeboten, für die ich mich gleich angemeldet habe. Wenige Tage später folgte ein Anruf, in dem sämtliche Therapiedaten abgeglichen wurden. Das umfangreiche Testpaket hatte ich dann schon im Sommer erhalten, allerdings wollte ich nicht fünf Wochen lang mit einem für mich unbekannten System durch Südamerika tingeln und womöglich Probleme bekommen. Da habe ich mich lieber auf meine bewährten Pens verlassen. Seit Oktober aber teste ich nun endlich ESYSTA und möchte euch nun ein wenig davon berichten.

Inhalte

Das ESYSTA Produktsystem

Bei Ankunft des Pakets war ich zunächst einmal etwas erschlagen von der schieren Masse an Produkten. Aber schließlich sollte es auch für drei Monate reichen. Enthalten waren neben dem Blutzuckermessgerät ESYSTA Lab mit genügend Teststreifen auch die ESYSTA Basisstation und zwei der famosen ESYSTA Pens inklusive ESYSTA Adapter.

ESYSTA

Zunächst fand ich es recht schwierig, mich zwischen all den kleinen Päckchen zurecht zu finden. Auch die Inbetriebnahme war ein wenig umständlich, dauerte aber nicht allzu lange. Ich würde empfehlen, sich einmal gründlich mit dem System auseinander zu setzen und auch tatsächlich die Gebrauchsanweisungen zu überfliegen. Bei mir musste es alles schnell, schnell gehen und so brauchte ich dann doch ein paar Tage, bis ich alles so wirklich verstanden hatte. Selber Schuld! 😉

Das ESYSTA Lab

Das Blutzuckermessgerät ist verhältnismäßig klein und unauffällig. Es verfügt über eine Displaybeleuchtung, hat aber leider keine Teststreifenbeleuchtung. Außerdem ist eine Codierung erforderlich. Neben den Blutzuckerwerten können auch Broteinheiten eingetragen werden, die dann zusammen mit den Messwerten übertragen werden.

ESYSTA Lab

Die ESYSTA Pens

Die Pens sind für mich das Herzstück des ESYSTA Produktsystems. Auf den ersten Eindruck fiel mir sofort auf, dass sie relativ groß und klobig sind. Sie liegen zwar griffig in der Hand, jedoch löst sich der Deckel für meinen Geschmack viel zu leicht ab. Im Prinzip warte ich nur darauf, dass er sich in der Tasche löst – An accident waiting to happen!

ESYSTA Pen

Die Größe der Pens ist wohl auch der Adapter-Technologie geschuldet, die ich aber absolut sinnvoll finde! Es gibt drei verschiedene Adapter, sodass sich die Pens mit allen herkömmlichen Insulinpatronen benutzen lassen. Wenn ich auf ein anderes Insulin von einer anderen Firma umstellen sollte, kann ich also weiterhin die ESYSTA Pens benutzen, anstatt auch die Pens wechseln zu müssen. Eine geniale Idee, die meiner Meinung nach längst überfällig war. Allerdings ist es etwas gewöhnungsbedürftig, nun neben einer Ersatz-Patrone auch immer einen Ersatz-Adapter dabei haben zu müssen, denn es handelt sich um Einweg-Adapter, die unbrauchbar sind, sobald die Insulin-Kartusche aufgebraucht ist. Dies habe ich leider während meines Kurztrips nach Edinburgh zu spüren bekommen. Ich hatte schlichtweg vergessen, zusätzliche Adapter einzupacken und musste auf meine alten Ersatz-Pens zurückgreifen.

Die Bedienung des Pens ist ähnlich wie bei herkömmlichen Pens. Der Dosierknopf wird auf die gewünschte Dosis aufgedreht und zur Injektion wird der Knopf langsam eingedrückt. Die Insulindosis wird auf dem Display angezeigt und nach der Injektion folgt ein kleiner Countdown, damit ich auch wirklich warte, bis ich die Nadel wieder aus der Haut entferne. Leider lässt sich der Dosierknopf aber nur sehr schwer eindrücken, sodass ich bei kleinen Insulinmengen doch manchmal Zweifel habe, ob nun wirklich die gesamte Menge Insulin aus dem Pen kam oder nicht. Bei herkömmlichen Pens drücke ich den Dosierknopf, bis er wieder auf Null steht. Beim ESYSTA Pen drücke ich und drücke ich und hoffe, alles richtig gemacht zu haben. Leider ist es schwer zu erkennen, ob man auch wirklich bis zum Anschlag durchgedrückt hat. Falls nicht, zeigt der Pen aber eine Error-Nachricht auf dem Display an und weist auf den Fehler hin.

Das Display ist ohnehin sehr hilfreich, vor allem da es die letzte Insulin-Injektion und die seitdem vergangenen Stunden anzeigt. „Habe ich nun schon gespritzt oder nicht?“ Einfach nachschauen! Super! 🙂 Was mir beim Display noch fehlt, ist allerdings die Beleuchtung – die vermisse ich beim allabendlichen Basal-Spritzen.

Auch bangt es mir ein wenig davor, wenn irgendwann die Batterie leer ist und der Pen nicht mehr funktioniert. Zwar gibt es rechtzeitig eine entsprechende Warnung auf dem Display, der zum Batteriewechsel aufruft – aber während einer Zombie-Apokalypse würde ich dann wohl wieder auf die nicht so smarten Pens umsteigen! 😉

Die ESYSTA Basis

Falls ihr euch gefragt habt, wohin denn all die Werte übertragen werden, dann folgt hier die Antwort. Die ESYSTA Basisstation empfängt über Funk sämtliche Blutzucker- und Insulin-Daten und überträgt sie vollautomatisch an das ESYSTA Portal und die ESYSTA App. Die Datenübertragung findet in regelmäßigen Abständen automatisch statt, kann aber auch manuell am Messgerät oder Pen ausgelöst werden. Bald soll dies aber überflüssig werden. Tempera arbeitet momentan an einem Bluetooth-Pen, der dann direkt an die App senden kann.

ESYSTA Basis

DAS ESYSTA Portal & die ESYSTA App

ESYSTA Portal

Bildquelle: ESYSTA

Im ESYSTA Portal werden alle Daten gesammelt, analysiert und zugänglich gemacht. Sie werden grafisch aufbereitet und ein Ampelsysstem weist auf mögliche Problemfelder hin. Darüber hinaus kann eine Datenfreigabe für den behandelnden Arzt erfolgen, sodass auch dieser sich leicht ein Bild machen kann, ohne dass der Patient in die Praxis kommen muss.

 

Mein Fazit zum ESYSTA Produktsystem

Insgesamt gefällt mir das ESYSTA Produktsystem gut. Da ich ganz einfach ein furchtbarer Tagebuch-Muffel bin, finde ich es toll wenn mir die Technik die Buchführung verlässlich abnimmt. Die lückenlose Aufzeichnung ermöglicht es mir, auf „Spurensuche“ zu gehen, wenn ich meine Blutzuckerwerte für unerklärlich halte und liefert außerdem verlässlich eine Antwort auf die ewige Frage „Habe ich eigentlich schon gespritzt oder nicht?“. Im Diabetes-Alltag sind diese Funktionen wirklich Gold wert. In meinen Augen birgt Telemedizin wahnsinnig viel Potential und wird sicherlich noch viel Schwung in den Markt bringen.

So werde ich die Pens wohl auch nach der Testphase weiter nutzen. Im Gegensatz zu anderen Produkten auf dem Markt wurde nämlich schon vor Markteintritt die Kostenübernahme durch die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen gesichert, sodass ich die Produkte ganz einfach per Rezept beziehen kann. Das Blutzuckermessgerät wird aber wohl in den Schrank wandern, da es mit dem Freestyle Libre momentan einfach nicht mithalten kann. Mittlerweile ist es aber auch möglich, Blutzuckerwerte manuell in die ESYSTA App einzutragen und auch eine Importfunktion ist in Planung. So können die Werte aus verschiedenen Systemen doch zusammengetragen und an einer Stelle ausgewertet werden.

Natürlich ist das System durchaus verbesserungswürdig, weshalb ich auf die Folgegeneration des ESYSTA Pens sehr gespannt bin. Der Bluetooth-Pen soll die Daten in Echtzeit an die App übertragen, sodass die Basis nicht mehr notwendig ist. In meiner Traumvorstellung wird der Pen darüber hinaus ein beleuchtetes Display haben und außerdem um einiges kleiner und eleganter sein. Denn bekanntermaßen spritzt das Auge mit! 😉

 

UPDATE: Mittlerweile nutze ich das ESYSTA-System nicht mehr, da ich auf die Pumpe umgestiegen bin. Allerding bin ich extrem froh, die Pens genutzt zu haben, da sie mir das lästige Tagebuch-Führen abgenommen haben. Beim Pumpenantrag habe ich deshalb ganz einfach meine Glukosedaten vom Freestyle Libre, sowie die Exporte aus dem ESYSTA-Portal ausgedruckt und eingeschickt. Super einfach und auch die Krankenkasse hat es akzeptiert! 🙂

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5 Comments

  • Reply
    Sascha
    29. November 2015 at 23:29

    Schön zu sehen, dass sich auch bei den „Pennern“ mittlerweile technisch etwas tut. Ich hatte mir erst vor kurzem ausgemalt wie es wäre wenn ich von der Pumpe zurück auf ICT wechseln müsste. Mit dem System sind viele Punkte die ich mir damals gewünscht hätte nun umgesetzt worden. Cool.

    • Reply
      pepmeupblog
      30. November 2015 at 0:02

      Hey Sascha! Ja, das sehe ich ähnlich. Und es scheint ja erst der Anfang zu sein! Ich bin gespannt! 😉

  • Reply
    DIABETES TYP YOU – TAG – PEP ME UP Diabetes Blog
    20. Dezember 2015 at 14:47

    […] der verabreichten Insulin-Dosen. Doch mittlerweile wird mir auch das abgenommen, nämlich durch die ESYSTA-Pens. Mein Traum wäre nun noch, wenn all diese Geräte kontinuierlich miteinander kommunizieren und die […]

  • Reply
    #DBW2016 Osteredition: Bunte Ostern – Wie verschönert ihr Eure Diabetes Devices? - PEP ME UP Diabetes Blog
    27. März 2016 at 19:43

    […] also zu den Diabetes-Devices, die ich täglich dabei habe. Seit Oktober nutze ich die ESYSTA Pens und bin täglich hin und her gerissen. Da haben wir es wieder: Das Thema Optik! Nennt mich […]

  • Reply
    Insulin kühlen leicht gemacht: Die FRIO Kühltasche - PEP ME UP Diabetes Blog
    18. Juli 2016 at 23:56

    […] auf Reisen? Habt ihr auch schon Erfahrungen mit der FRIO Kühltasche* gemacht? Leider passen meine ESYSTA Pens nicht in die Taschen – habt ihr schon Alternativen ausprobiert? Oder habt ihr vielleicht […]

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