Studenten haben monatelang frei, keine Verpflichtungen und schlafen bis zum Mittag. Klingt super! Da hat man ja Zeit und Ruhe, sich ausführlich um den Diabetes zu kümmern. Oder?
In der Realität sieht das oft ganz anders aus. Ich selbst habe in Köln, Moskau und Edinburgh studiert und neben dem Studium meist noch in Praktika und Nebenjobs gearbeitet. Und jetzt gerade steuere ich auf die Abschluss-Thesis zu. Entspannung ist was anderes! Wenn dann noch ein Vollzeit-Job namens Diabetes hinzukommt, kann es schon mal turbulent werden!
ALLES NEU
Ein Studium birgt viele Herausforderungen für junge Menschen mit Diabetes. Als wäre der völlig neue Uni-Alltag nicht schon Veränderung genug, müssen wir doch spätestens nach dem Auszug von zu Hause ein ganzes Stück eigenständiger sein. Für viele von uns bedeutet das nicht nur, dass wir nun selbst einkaufen und kochen, sondern auch, dass wir uns einen neuen Arzt und eine neue Apotheke suchen. Vor allen Dingen werden wir nicht mehr von unseren Eltern an den Diabetes erinnert, sondern sind auf uns allein gestellt. Diese neue Freiheit kann sich ganz schön überwältigend und einsam anfühlen. Gleichzeitig lernt man gerade zu Beginn des Studiums unzählige neue Menschen kennen, die allerdings leider nicht alle gleich in der ersten Woche zum Typ-F-Diabetiker ausgebildet werden können! 😉
REINES CHAOS
Meine größte Schwierigkeit bestand immer darin, meinen eigenen Rhythmus zu finden. Jeder Tag sieht anders aus. Mal geht die Uni frühmorgens los, mal erst nachmittags. Mal nur zwei Stunden, mal den ganzen Tag. Und dann hier und da noch Lerngruppen, Mensa-Essen, Uni-Sport, Fachschafts-Partys und ein paar Praktika und Nebenjobs balancieren. Seit fünf Jahren ist mein Leben ein einziger Flickenteppich. Kein Rhythmus, keine Routine, aber auch ganz sicher keine Langeweile! Diese Abwechslung und Flexibilität war mir immer sehr, sehr wichtig. Und doch weiß ich ganz genau, dass meine Blutzuckerwerte besser und vor allem stabiler wären, wenn mein Leben stabiler wäre. Vor allem beim Analysieren meiner Blutzuckerdaten fällt es mir schwer, Muster zu erkennen, wo nun mal keine sind.
EAT, SLEEP, STUDY, REPEAT.
Das größte Durcheinander bringen natürlich immer die Prüfungsphasen mit sich. Ein zickiges Zucker-Monster können wir hier schon gar nicht gebrauchen! Angst- und Stresshormone lassen den Blutzucker verrücktspielen, während wir eigentlich ganz andere Sorgen haben. Hier ist es besonders wichtig, sich irgendeine Form von Struktur zu schaffen – und wenn es nur „Eat, Sleep, Study, Repeat“ ist. Regelmäßige Mahlzeiten, genügend Schlaf und Pausen an der frischen Luft sind notwendig, um effektiv lernen zu können. Belohnt euch, gönnt euch etwas Abwechslung und wickelt das Monster so um euren Finger. Denn nur, wenn es im Zaum gehalten wird, könnt ihr euch mit klarem Kopf auf Prüfungen und Deadlines konzentrieren.
ZUKUNFTSMUSIK
Bald habe ich all das hinter mir. Dann wird endlich der Arbeitsalltag eintreten und zumindest ein klein bisschen mehr Routine in mein Leben bringen. Der Gedanke an ein strukturiertes Leben macht mich ein wenig nervös, gleichzeitig freue ich mich auf die nächste Herausforderung! Mal schauen, wie das Monster es findet. Bis dahin bin ich dankbar für jede Minute meines chaotischen Studentenlebens und dafür, dass zuckerfreie Energy-Drinks nicht so kleben, wenn man sie über den Uni-Büchern verschüttet … 😉
Dieser Artikel ist auch in der Blood Sugar Lounge erschienen. Meine weiteren Artikel für die #BSLounge findet ihr hier.
7 Comments
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