Jahresrückblick 2019

Diabetes_Reisen

Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr, meine Lieben! Irgendwann im Januar kommt immer der Punkt, an dem oft genug „Frohes Neues“ gehört hat… aber noch ist er nicht da! 🙂 Gefühlt bin ich im letzten Jahr zu nichts gekommen, doch die Tradition eines kleinen Jahresrückblicks hier auf dem Blog möchte ich mir nicht nehmen lassen. Zu schön ist es, die vergangenen 12 Monate einmal Revue passieren zu lassen – wie ich es auch in den vergangenen Jahren schon getan habe.

LEBEN

Es ist ein Klischee, aber es hat sich wirklich so angefühlt: 2019 ist geflogen! Ich hatte viel um die Ohren. Zu viel – am Thema Balance werde ich in 2020 arbeiten müssen. Das Leben in Berlin gefällt mir weiterhin unheimlich gut, doch bin ich so viel unterwegs, dass ich die Stadt auch nach einigen Jahren noch nicht über meinen Kiez hinaus wirklich kennen gelernt habe. Hier ist also definitiv noch eine Rechnung offen und ich freue mich darauf, ein klein wenig die Touristin in der eigenen Stadt zu spielen.

Dennoch: Ich wurde unruhig im letzten Jahr. Wie will ich meine Zeit verbringen? Was ist mir wirklich wichtig? Wie soll sich meine Karriere entwickeln? Wie mein Privatleben? Wie viel Freiheit kann ich mir nehmen? Was sollen die nächsten Jahre bringen?

Viele Fragen und eine Antwort: Erstmal weg! Raus aus dem Alltag und Platz im Kopf schaffen. Die Zeit genießen, die ich habe bzw. mir nehme. Deshalb habe ich im Sommer beschlossen, meinen Job zu kündigen und im Frühjahr 2020 wieder auf Reisen zu gehen. Diese Entscheidung ist mir unglaublich schwer gefallen. Tatsächlich hänge ich sehr an meiner Arbeit, meiner Organisation und meinem Team. All das werde ich enorm vermissen. Aber Prioritäten müssen sein! Und auch wenn mir viele Menschen einen Vogel zeigen, weil ich einen tollen Job aufgebe, ein großes finanzielles Risiko eingehe und eine klaffende Lücke im Lebenslauf haben werde: Reisen, Auszeiten, Zeit für sich selbst und für die Liebsten sind Dinge, die man meiner Meinung nach nie bereuen wird. Und genau dort liegen meine Prioritäten!

Das hier war übrigens die Abschiedskarte von meinen Kolleg*innen:

Seit dem Sommer standen also alle Zeichen auf Aufbruch. Meine Arbeit gut zu Ende zu bringen, für Nachfolge zu sorgen, unsere Wohnung unterzuvermieten und alles um die Reise herum zu organisieren hat extrem viel Kraft gekostet. Die Abschiedszeit im Dezember war unheimlich emotional und ich bin froh, mich nun erst einmal von dieser Zeit erholen zu können.

REISEN

An solchen Entscheidungen seht ihr mal wieder: Das Reisen ist einfach meine größte Leidenschaft. Da erzähle ich euch nichts Neues! Und trotz des vielen Trubels konnte ich auch 2019 wieder viel von der Welt sehen.

Es ging direkt im Januar los mit einer Reise, die ich ohne mit der Wimper zu zucken wieder machen würde. Und zwar sofort! Gemeinsam mit ein paar Freund*innen mieteten wir eine Hütte in Finnland und erkundeten das Winter-Wonder-Land Lappland. Der Traum von den Nordlichtern ging nicht so richtig in Erfüllung, aber umso besser war unsere Schlittenfahrt mit einem tobenden, bellenden Rudel begeisterter Huskies. Einfach unvergesslich!

Reisen mit Diabetes

Während meines Studiums in Schottland hat das Land einfach mein Herz erobert und mich seit dem nicht mehr los gelassen. Immer, wenn ich dort hin zurück komme, fühlt es sich direkt heimisch an. Kein Wunder also, dass ich krampfhaft versuche, jedes Jahr eine kleine Stippvisite einzubauen. Schließlich gibt es dort noch immer so viel zu entdecken! Also beschlossen wir im Juni, die legendäre North Coast 500 mit dem Camper Van zu befahren. Die Menschen, die Highlands, die raue Küste mit den tollen Stränden – einfach ein Traum!

Das Master in Schottland war nicht mein erstes Auslandsstudium. Schon im Bachelor verbrachte ich ein Semester in Moskau. Dort ist eine bunte Truppe von grandiosen Menschen entstanden, mit denen ich im August endlich wieder gen Osteuropa aufbrechen konnte. Es ging für ein verlängertes Wochenende nach Kiev und wir hatten eine fantastische Zeit. Das lag (schwöre!) nicht nur an der tollen Begleitung und dem vielen Wodka, sondern auch an der Stadt, die sich im Sommer von ihrer tollsten Seite zeigte. Zugegebenermaßen war es ein befremdliches Gefühl, in ein Land zu reisen, in dem heute noch immer Krieg herrscht. Doch letztlich waren wir alle froh, es getan zu haben. Fest steht: Ich werde wieder kommen und hoffentlich irgendwann noch viel mehr von diesem Land erkunden können.

Im September ging es für den EASD und einige weitere Veranstaltungen nach Barcelona. Ein großer Dank gilt Roche und Novo Nordisk, die den Großteil meiner Reisekosten übernahmen. Die Kongresswochen sind für mich immer sehr aufregend, aber auch anstrengend, weshalb ich dieses Mal eine kleine Pause zwischendurch eingelegt und doch tatsächlich die Stadt erkundet habe. Okay, seien wir ehrlich: Ich habe mich quer durch alle Tapas-Bars gefuttert! Aber in meinen Augen geht das definitiv als Erkundung durch! Von der sagenhaften verkohlten Zwiebel im Dos Pebrots träume ich noch immer – für mich ein absolut legitimer Grund, wieder zurückzukehren!

Doch auch der Diabetes-Teil dieser Woche war toll. Ich habe wieder so viel gelernt, neue und schon bekannte Menschen getroffen und andere Perspektiven gesehen. Ich wünschte, ich könnte euch alle auf diese Kongresse mitnehmen (auch wenn ich das in den sozialen Medien zum Teil versuche) und bin sehr, sehr dankbar, dass ich regelmäßig daran teilnehmen kann.

Zugegeben, direkt vor einer großen Reise einen Strandurlaub zu machen, klingt vollkommen unnötig. Genau so habe ich es gesehen, als mein Freund mir die Reise nach Ägypten im November vorschlug. Nach langer Diskussion habe ich ziemlich widerwillig zugestimmt und rückwirkend muss ich sagen: Dieser Trip war genau das, was ich brauchte. Seit Jahren habe ich keinen klassischen Badeurlaub mehr gemacht – weil ich meist etwas unternehmen und viel sehen will. Aber es tut eben gut, sich einfach nur auf die faule Haut zu legen, zu lesen, zu schlafen und wieder zu Kräften zu kommen. Das war ideal für den Endspurt im Dezember.

Und nun ist es also so weit: Wir sind mal wieder weg! Diese Zeilen schreibe ich aus der Karibik – genauer gesagt aus der Dominikanischen Republik. Wohin die Reise führen wird, steht noch nicht fest. Aber ich werde euch mit Sicherheit berichten! 🙂

DIABETES

Egal wie groß oder klein die Reise sein mag – ein blinder Passagier ist immer dabei. Der Diabetes kennt ja bekanntermaßen weder Pausen noch Urlaub. In diesen Tagen bestimmt er vor allem die Größe des Reisegepäcks, aber ansonsten verhält er sich dankenswerterweise recht zurückhaltend.

Im letzten Jahr habe ich mein 10. Diaversary gefeiert. Kaum zu glauben, wie sehr sich meine Therapie und vor allen Dingen meine Einstellung zum Diabetes in dieser Zeit verändert hat. Meine Diagnose-Story habe ich zur Feier des Tages hier für euch zusammengeschrieben.

2019 habe ich fröhlich weiter geloopt – ein Schritt, der zwar risikoreich und nicht offiziell zugelassen ist, aber mir ein großes Plus an Lebensqualität geschenkt hat. Seit über einem Jahr loope ich nun schon aus Überzeugung und mit Ergebnissen, die mich sehr zufrieden stellen. (Wenn euch das Thema interessiert, könnt ihr im DDG-Jahresbericht auf Seite 25 ein kleines Pro und Contra mit meinen Argumenten nachlesen.)

Unterbrochen habe ich den DIY Loop nur für den Test der neuen Medtronic Minimed 670G, zu der ich euch noch ausführlicher berichten werde. Vorab nur so viel: Auch wenn einiges für die 670G spricht, werde ich 2020 wohl hauptsächlich weiter DIY loopen.

Für ein wenig Abwechslung sorgt außerdem das Insulin meiner Wahl: Nachdem ich jahrelang Humalog, dann seit der Markteinführung Fiasp und dann wieder Humalog genutzt habe, bin ich nun wieder auf Fiasp umgestiegen. Long story short: Ich weiß selbst nicht so richtig, womit ich besser zurecht komme!

Zum Diabetes gehört seit 2018 ja auch noch eine weitere Diagnose: Die Polyneuropathie. Meine Symptome nehmen momentan merklich zu – immer öfter kommt es zu Taubheitsgefühlen in den Füßen und auch den Händen. Dazu gesellt sich nun außerdem eine Meralgia Paraesthetica, auch Jeanshosen-Syndrom genannt, die in meinem Fall weniger mit Kleidung, sondern einer Fehlstellung an meiner Hüfte zu tun hat und für Nervenschmerzen an den Oberschenkeln sorgt. All das tritt insbesondere im Liegen auf – mein Schlaf war schon mal erholsamer.

Wo das alles hinführen wird? Keine Ahnung. Alles was ich weiß, ist dass nichts davon meine Schuld ist. Das Thema Diabetes & Komplikationen ist so sehr mit Stigma behaftet, dass viele Menschen sich kaum trauen, darüber zu sprechen. Das stinkt mir! Klar ist das alles ziemlich scheiße und gruselig! Aber: Ich habe mir nichts von all dem ausgesucht. Nicht den Diabetes und auch nicht die Komplikationen. Deshalb brauche ich mich damit auch nicht zu verstecken oder mich gar dafür zu schämen. Diese Diagnosen sind nun einfach Teil meines Lebens und meiner Geschichte. Und die wird auf jeden Fall weiter gehen! 🙂

Glücklicherweise hat der Diabetes nicht nur schmerzhafte und negative Dinge in mein Leben gebracht. Sondern auch ein spannendes, erfüllendes Hobby, eine Art Berufung, tolle Chancen, viel Lernpotential und ganz besondere Menschen!

Auch in diesem Jahr durfte ich so viele spannende Personen kennenlernen, von ihnen lernen und mich mit ihnen austauschen. Ich konnte an interessanten Veranstaltungen mit Firmen wie Abbott, Medtronic, Roche, Novo Nordisk und Ascensia teilnehmen und mit ihnen gemeinsam an spannenden Themen arbeiten. Besonderen Spaß haben mir dieses Jahr Vorträge und Podiumsdiskussionen gemacht, zum Beispiel bei der Jahrespressekonferenz der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) zum Thema Digitalisierung und beim Bundesministerium für Gesundheit zum Thema Diabetes & Apps.

(Copyright: Silv Malkmus/circ)

Ein weiteres Highlight ist der neue Ascensia-Blog, auf dem ich gemeinsam mit einem kleinen Team von Menschen mit Typ 1 und Typ 2 aus aller Welt unterschiedlichste Themen aufgreifen darf. Meinen ersten Beitrag zum Thema Komplikationen könnt ihr (bisher nur auf Englisch) hier lesen.

Ziemlich verrückt war außerdem mein Auftritt bei RTL, den ihr hier anschauen könnt (zugegeben – der Einstieg ist eine Katastrophe, aber danach wird es besser). Ich bin zwar nicht wild darauf, regelmäßig beim Essen gefilmt zu werden (zumal meine liebsten Kolleginnen mein Büro gleich mit peinlichen Screenshots dekoriert haben), aber es war eine tolle Gelegenheit, den Diabetes bzw. Menschen mit Diabetes in den Medien auch mal halbwegs positiv darzustellen.

So sehr der olle Diabetes mir jeden Tag auf die Nerven geht, so dankbar bin ich gleichzeitig für die schönen Seiten. Ihr wisst schon: When life gives you lemons… Die Menschen, die ich durch den Diabetes und den Blog kennen gelernt habe, möchte ich aus meinem Leben nicht mehr missen. Und dazu gehört übrigens auch ihr, die ihr diese Worte lest. Ich freue mich über jeden Kommentar und jede Nachricht, die ich von euch bekomme und lerne jeden Tag so viel von euch. Das Gefühl, mit all diesem Murks auch in 2020 nicht allein zu sein, ist einfach großartig! Danke!

Ich wünsche euch allen ein großartiges Jahr 2020! Auf dass eure Träume in Erfüllung gehen und der Diabetes euch dabei nicht im Weg steht! 🙂

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3 Comments

  • Reply
    Ich bin dann mal (wieder) weg! - PEP ME UP Diabetes Blog
    19. Januar 2020 at 22:50

    […] Ihr Lieben! Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen: Ich bin mal wieder unterwegs! Zum Ende des Jahres habe ich meinen Job gekündigt, die Wohnung in Berlin untervermietet und One-Way-Ticket gebucht. Ein paar Worte zu meinen Beweggründen habe ich bereits in meinem Jahresrückblick geschrieben. […]

  • Reply
    Susanne Nowak
    14. Februar 2020 at 18:57

    Hallo 🙂

    Ich habe meine Typ 1 Diagnose vor 3 Wochen bekommen und tue mich mit der Akzeptanz noch ziemlich schwer. Aus Blogs wie deinem ziehe ich aber häufig Trost und Mut, statt mir wie ein Pflegefall vorzukommen. Also vielen Dank für deine Arbeit/ deine Texte!

    Viele liebe Grüße,

    Susanne

    • Reply
      Steffi
      18. Februar 2020 at 13:54

      Liebe Susanne,
      ganz lieben Dank für deine ermutigenden Worte. Für mich ist diese Community ebenso hilfreich – so fühl ich mich nicht allein. Drei Wochen sind nicht viel Zeit – du wirst dich sicherlich noch eingewöhnen. Im Laufe der Diabetes-Karriere erlebe ich immer wieder Aufs und Abs. Was mir am meisten hilft, ist der Austausch mit anderen. Ich habe dafür Jahre gebraucht – und du machst es schon nach drei Wochen! Das ist ein ganz, ganz toller Anfang. Ich wünsch dir alles Gute für die weitere Eingewöhnung – willkommen im Club! 🙂
      Liebe Grüße
      Steffi

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