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Das erste Mal mit Diabetes – Eine Blogparade

Diabetes Blog

Lea von Insulea hat sich vom #dedoc-Tweetchat inspirieren lassen und eine Blogparade zum Thema „Das erste Mal mit Diabetes“ angeregt, bei der ich gerne mitmache! Mit der Diagnose Typ 1 Diabetes wurde mein Leben auf einen Schlag umgekrempelt und es kamen plötzlich viele erste Male auf mich zu:

// Das erste Mal gedacht, dass etwas nicht stimmt

Sechs Jahre ist die Diagnose nun her. Doch mir ging es schon eine ganze Weile vorher nicht gut. Eigentlich war ich leidenschaftliche Handballerin, aber irgendwann war Sport für mich nur noch Quälerei statt Spaß. Ich nahm in der Zeit auch einige Kilos ab – was mir selbst zwar nicht, aber anderen sehr wohl auffiel. Gefühlt war ich ständig schlapp und krank. So fuhr ich dann zum ersten Mal zu Rock am Ring, worauf ich mich seit Jahren gefreut hatte. Im Gepäck massenhaft Schmerzmittel gegen Rückenbeschwerden und Antibiotika gegen eine Blasenentzündung. Deshalb habe ich glücklicherweise auch keinen Alkohol getrunken, dennoch bin ich dort im Prinzip nur schlafgewandelt und habe kaum etwas vom Festival mitbekommen.

// Das erste Mal gewusst, dass etwas nicht stimmt

In der Woche darauf kam dann der Durst. Er war kaum auszuhalten. Im Unterricht zeigte ich auf, um meine Mitschüler nach Getränken zu fragen. Auf dem Heimweg stieg ich aus dem Bus aus, weil ich nicht bis zu Hause auf ein Getränk warten konnte. Im Kino rannte ich aus dem Saal, um mir einen Liter Fanta (nicht Zero!) zu holen, nur um direkt danach wieder vor Durst verrückt zu werden. So schlürfte ich also vor mich hin. Erst als ich zwei riesige Karaffen Wasser die Treppe hinauf in mein Zimmer balancierte und innerhalb weniger Minuten zum Auffüllen wieder hinunter in die Küche rannte, wusste ich: „Das kann nicht normal sein!“

// Das erste Mal: Diabetes

Meine erste Diagnose fand nicht im Krankenhaus oder beim Arzt statt, sondern am Computer. Dr. Google war gefragt und verriet prompt die Antwort: Wenn vermehrter Durst im Zusammenhang mit anhaltender Müdigkeit auftrete, könne es sich um Diabetes handeln und man solle einen Arzt aufsuchen, hieß es auf meinem Bildschirm. Ich rief meinen Freund an, erzählte ihm davon. Ich lachte – er nicht. Ich hatte keine Ahnung von Diabetes, schon gar nicht von den verschiedenen Typen. So weit hatte ich überhaupt nicht gelesen. Schließlich wollte ich mich nicht verrückt machen. Am nächsten Tag also in die Arztpraxis. Ich: „Durst, Müde“. Ärztin: „Oh“. Da war eigentlich alles klar. Um die Vermutung zu bestätigen, genügte ein kleiner Pieks und ein Blutzuckerwert irgendwo über den Wolken. Eine halbe Stunde später saß ich beim Diabetologen, der mir mit der Einfühlsamkeit eines Holzfällers nach wenigen Worten die erste Dosis Insulin verpasste. Ich glaube, ich habe sogar versucht, ihn abzuwehren – meine Erinnerungen sind schwammig. Zu Hause packte ich schnell meine Sachen, denn den Rest der Woche sollte ich in einer Diabetes-Klinik verbringen. Da ich befürchtete, nie wieder Zucker essen zu dürfen, verschlang ich vor der Abfahrt beherzt eine Schüssel Fruit Loops mit Orangensaft und schmuggelte Gummibärchen im Gepäck.

// Das erste Mal Insulin spritzen

In der Klinik gab es direkt Abendessen – ein gutes Zeichen! Doch zuvor sollte ich erst einmal Insulin spritzen. „Wie bitte? Im Leben nicht. Können Sie das nicht machen?“ – „Frau Haack, sie müssen das von nun an für den Rest ihres Lebens selber machen.“ – „Hm. Dann wenigstens zusammen?“ Der Krankenpfleger versuchte also tatsächlich mit mir gemeinschaftlich den Pen zu bedienen. Das Theater war aber so unfassbar dämlich, dass ich es von da an wohl doch lieber selbst machen wollte! 😉

// Das erste Mal Über- & Unterzuckern

Erst am nächsten Tag wurde mir so wirklich erklärt, was Typ 1 Diabetes überhaupt ist und wie die Therapie aussieht. Auch die Symptome für Hypos und Hypers wurden mir beigebracht. Die Hyper war mir schon gut bekannt – schließlich lag mein HbA1c bei über 14%. Die Hypo hingegen war mir neu. Ein Mysterium. Natürlich wollte ich sie nicht heraufbeschwören, immerhin wurde mir tagelang eingetrichtert, wie gefährlich sie sei. Aber ich wollte unbedingt wissen, wie sie sich anfühlen würde. Nach ein paar Wochen spürte ich dann zum ersten Mal dieses Kribbeln in den Gliedmaßen. Die Panik, die bis heute jedes Mal in mir ausbricht, wenn der Blutzucker auf Talfahrt geht. Da war sie also endlich und der Diabetes zeigte sein ganzes fieses Gesicht.

// What’S NEXT?

Es folgten viele neue Situationen, mit denen ich irgendwie umzugehen gelernt habe. Doch auch nach so vielen ersten Malen mit dem Diabetes hat man wohl nie ausgelernt. Das Leben wird uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Hoffentlich! Und auch die erste Diabetes-App, der erste Blutzucker-Sensor und irgendwann wohl auch meine erste Pumpe können mein Leben mit Diabetes völlig verändern. Ich bin sicher, dass mit dem technischen Fortschritt noch viele erste Male auf uns zukommen werden, auf die wir uns freuen können! 🙂


Hier findet ihr die weiteren Artikel aus der Blogparade: