Same procedure as every year: Die Zeit vergeht im Flug und bevor mich 2019 voll im Griff hat, möchte ich kurz inne halten und das vergangene Jahr Revue passieren lassen.
LEBEN
Das Jahr begann in einem Ausnahmezustand der schönen Art: Im Oktober 2017 hatte ich mich mit meinem Freund für vier Monate aus dem normalen Leben verabschiedet und bin auf eine lange, aufregende Reise gegangen. Beim Jahreswechsel steckten wir also noch mittendrin in unserem Abenteuer. Ende Februar ging es dann aber wieder zurück nach Deutschland und zurück in die Realität.
Glücklicherweise warteten unsere alten Jobs noch auf uns, unsere Wohnung hatten wir allerdings aufgegeben. Nach einer kurzen Überbrückungsphase in Airbnbs zogen wir dann pünktlich zu Ostern in unser neues Heim. Dies ist unser erstes richtig eigenes Zuhause seit vielen Jahren, weshalb es in diesem Jahr umso mehr Freude gemacht hat, uns hier häuslich einzurichten und mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen.
Beim Durchstöbern meiner vorherigen Jahresrückblicke (2015, 2016, 2017) konnte ich noch einmal nachfühlen, wie es damals für mich war, nach Berlin zu ziehen. Schon lange hatte ich hier leben wollen und 2015 wurde der Traum endlich wahr. Doch es ist gar nicht mal so einfach, hier wirklich anzukommen, sich heimisch zu fühlen. Es hat eine Weile gedauert – aber mittlerweile fühle ich mich hier an der Spree wirklich zu Hause und kann mir momentan keinen anderen Lebensmittelpunkt vorstellen.
DIABETES
Was meinen Diabetes angeht, war 2018 ein Jahr der Veränderungen – im guten wie im schlechten Sinne.
Quo Vadis?
Zu Beginn des Jahres war ich irgendwie unzufrieden. Eigentlich war alles ein recht eingespieltes System: Das Freestyle Libre, welches mir jahrelang treue Dienste geleistet hatte und meine Medtronic Minimed 640G Pumpe, an die ich mich trotz anfänglicher Schwierigkeiten doch auch längst gewöhnt hatte. Alles lief okay, aber ich wurde das Gefühl nicht los: Das muss doch mittlerweile auch besser gehen!
Den Anstoß lieferte eine fiese Hypowahrnehmungsstörung. Wenn sich 30 mg/dl so anfühlen wie 250 mg/dl, dann lauft wirklich etwas schief. Ein richtiges CGM musste her. Also testete ich mich kreuz und quer durch die Welt der Alarme, sagte Adieu zum Freestyle Libre und Hallo zum Dexcom G6.
Schöne neue Welt
Doch damit nicht genug – ich legte meine 640G in die Schublade, besorgte mir eine Uralt-Pumpe und baute mir meinen eigenen DIY-Loop. Darüber werde ich hier auf dem Blog noch schreiben, allerdings will ich dabei vorsichtig sein. Denn wir bewegen uns hier auf ziemlich dünnem Eis.
Ich für mich kann sagen: Das war das beste, was ich machen konnte. Meine Werte waren noch nie so stabil im Zielbereich und meine Lebensqualität noch nie so hoch. Doch das bedeutet nicht, dass dies der richtige Ansatz für alle Menschen mit Diabetes da draußen ist. Es gibt klare Nachteile und Risiken – die dürfen nicht von der Hand gewiesen werden.
Dennoch: Der DIY-Loop hat mein persönliches Diabetes-Management komplett revolutioniert und ich kann mir einen Schritt zurück auf keinen Fall mehr vorstellen. Tatsächlich frage ich mich eher, warum ich so lange gewartet habe! 😉 #wearenotwaiting
Neben all der Technik habe ich außerdem auch noch mein Insulin gewechselt: Statt Fiasp verwende ich nun wieder das gute alte Humalog und bin damit viel zufriedener.
Wie ihr seht, habe ich mich in diesem Jahr diabetestechnisch wirklich ins Zeug gelegt. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Egal ob HbA1c oder Zeit im Zielbereich – vor allem aber meine Lebensqualität ist enorm verbessert.
Schock-Diagnose
Und dennoch kam im Herbst die Diagnose, die ich eigentlich noch immer kaum glauben kann: Folgeschäden! Ich habe eine anfängliche Polyneuropathie, also Nervenschäden an den Füßen. Dass das passieren kann, war mir völlig klar. Aber im Alter von 27 Jahren hatte ich nun wirklich noch nicht damit gerechnet.
Es war also ein ziemlicher Schock und wenn ich ehrlich bin, dann sortiere ich meine Gedanken noch immer. An dieser Stelle möchte ich euch aber von Herzen für all eure lieben Nachrichten danken. Auch wenn in meinem Kopf noch viele Fragezeichen kreisen, so ist mir eines völlig klar: Ich bin mit dieser Sache nicht allein. Diese Gewissheit tut gut und nimmt mir ein Stück weit meine Angst. Danke! <3
Auch 2018 hat mir immer wieder vor Augen geführt, warum ich das alles hier seit Jahren so gerne mache. Der Austausch mit euch allen ist einfach unbezahlbar. Ob hier auf dem Blog, nachts in Instagram-Messages oder auf Events von Angesicht zu Angesicht – es ist ein tolles Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein. Auch in diesem Jahr durfte ich wieder viele tolle Menschen mit Diabetes kennenlernen oder wiedersehen und dafür bin ich unheimlich dankbar!
REISEN
Ihr kennt mich mittlerweile und wisst, dass das Reisen meine größte Leidenschaft ist. Auch 2018 durfte ich die Welt erkunden, in fremde Kulturen eintauchen und mich durch verschiedenen Küchen futtern.
Das Jahr 2018 haben wir in Hanoi, Vietnam gemeinsam mit Freunden eingeläutet. Das war nicht von langer Hand geplant, sonder ein großartiger Zufall. Denn die Freundin, die dort auch feiern wollte, konnte mir glücklicherweise meine Ersatz-Pumpe aus Deutschland mitbringen, nachdem die 640G mal wieder kaputt war.
Von Vietnam aus ging es in den Norden Thailands, nach Chiang Mai und Chiang Rai. Dort verbrachten wir viele ruhige Tage in Hipster-Cafés, paddelten in Kayaks quer durch den Dschungel und trafen die coolsten Einwohner überhaupt! <3
Unsere anschließende Zeit in Kambodscha war für mich das Highlight unserer Reise. Bezaubernde Menschen, paradiesische Inseln und faszinierende Tempelanlagen – Kambodscha ist ein Traumziel!
Nachdem wir unser Abenteuer in Bangkok ausklingen ließen, ging es zurück nach Deutschland, wo der wunderbar kalte Winter auf uns wartete. Der Ernst des Lebens ging wieder los.
Nach nur wenigen Wochen stand allerdings schon die erste berufliche Reise an und ich verbrachte einige Tage in Spanien mit meinen internationalen Kolleginnen und Kollegen, sowie mit der ein oder anderen Tortilla!
Im Sommer feierte ich den Geburtstag einer lieben Freundin mit ihr gemeinsam in Istanbul – einer Stadt die schon immer mal von mir bereist werden wollte! 😉 Tatsächlich war es dort genau so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Brütende Hitze, wunderschöne Moscheen an jeder Ecke und fantastische Meze. Noch dazu überraschte uns ganz unverhofft während einer Bootstour eine Gruppe Delfine – was will man mehr?
Auf Einladung von Abbott durfte ich im Juli beim Blogger-Event #DXDublin in Irland teilnehmen. Vom Freestyle Libre 2 wurde dort damals nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, doch das Programm war sehr spannend und vor allem die tollen Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen!
Im August verbrachten wir ein paar Tage in unserer Herzensstadt Edinburgh. Hier habe ich mein Master-Studium absolviert und tatsächlich vermisse ich die Stadt sehr. Ein Besuch war also lange überfällig und ich habe mir vorgenommen, in Zukunft regelmäßiger dort zu sein. Denn die Stadt und das Land drumherum haben so viel zu bieten, dass mir nur beim Gedanken daran schon das Herz aufgeht!
Im August ging es nicht – wie sonst so oft – ins Ausland. Sondern wir beschlossen, Deutschland etwas mehr zu erkunden. Deshalb verbrachten wir zuerst ein sonniges Wochenende auf Rügen.
Kurz darauf gingen wir dann in Bayern wandern und stellten fest: Manchmal muss man gar nicht allzu weit fahren, um grandiose Ausblicke (und fremde Sprachen ;)) zu genießen. Deutschland ist unglaublich schön und hat so viel zu bieten!
Mitten in einer ordentlichen Stress-Phase genehmigten wir uns im September dann eine kleine Pause in meinem Lieblings-Nachbarland. Bei niederländischer Seeluft und Kibbeling lässt es sich gut durchschnaufen.
Wenige Tage nach meiner Polyneuropathie-Diagnose ging es nach Slowenien. Besser hätte unser Timing nicht sein können – denn ehrlich gesagt wollte ich einfach nur weg! Kopf aus, nicht so viel reden und einfach drauf los fahren. Eine Reise im Camper-Van ist dafür perfekt – ich fühle mich völlig frei und kann tun und lassen, wonach mir ist. Unser Reiseziel hat mich absolut überwältigt: Atemberaubende Alpenpässe, kristallklare Flüsse, herbstbunte Wälder und schnuckelige Küstenstädte. Wer hätte gedacht, dass das kleine Slowenien so viel zu bieten hat? Ich bin jedenfalls restlos begeistert und werde mit Sicherheit wieder kommen.
Auch für 2019 habe ich wieder viele Reisepläne – tatsächlich bin ich schon dabei, meinen Koffer für das nächste kleine Abenteuer zu packen. Spoiler Alert: Es könnte ziemlich kalt werden!
Es gibt vieles, auf das ich mich freuen kann in 2019. Aber es gibt auch einiges, was mir Angst macht. Es stehen jede Menge Arzt-Termine an, ich habe viele Fragen, bin verunsichert.
Bei all dem bin ich unglaublich dankbar, dass mir die Diabetes Online Community das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Deshalb an dieser Stelle noch einmal ein riesiges DANKESCHÖN.
Lasst uns in 2019 genau so weiter machen! Lasst uns einander unterstützen, motivieren und Mut machen. Diabetes ist scheiße und keiner von uns hat ihn sich ausgesucht. Aber gemeinsam ist es doch deutlich leichter, damit umzugehen.
In diesem Sinne wünsche ich auch euch allen ein tolles Jahr 2019 – lasst es euch gut gehen, seid nett zueinander und genießt das Leben!
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